Ein Schelmenroman
Welcher Teufel den Publizisten Willi Wottreng geritten hat, dass er für sein Romandébut „Lülü“ ausgerechnet das Tösstal als Tatort wählt, wissen mangels Geiern vielleicht die Auerhähne oder Gämsen, die sich da hinten zwischen Tössstock und Schauenberg gute Nacht sagen. Aber lustige Geschichten gibt es auch in der Provinz. Und die ist irgendwo um die Ecke zwischen Turbenthal, Kollbrunn und Rikon.
Dass die Tösstaler zuweilen schlimme Finger sind und die eine oder andere Leiche im Keller haben, hat jüngst das Autorenduo Roswitha und Jacques Kuhn – er der einstige Chef der Pfanni in Rikon – in seinen Regiokrimis schonungslos enthüllt. Doch wer vom Sachbuchautor und Wottreng einen solchen Regionalthriller erwartet hat, liegt falsch. Zwar hat das Tal als Bio- und Soziotop unwiderstehlichen Thrill-Appeal. Täuferhöhlen, dunkle Wälder, moderige Gewässer und schattige Hügel, Stündeler, Prediger, Weber, Spinner, Baulöwen und Dörfler, die sich schon über Thurgauer xenophob echauffieren können. Das Chelleland ist auch eine Geisterbahn. Aber das Setting des Romans geht über Lokalkolorit hinaus. Lülü – der Merlin-Versteher weiterlesen